
Welcher Thermostat?
Und warum?
„Ich würde gerne meine Thermostate gegen irgendwas smartes ersetzen.“
So fing die ganze Sache an – eine harmlose Kundenanfrage. Nach kurzer Recherche war klar, der Markt ist in Bewegung, viele Hersteller haben neue Generationen auf den Markt gebracht, die sich wesentlich von dem unterscheiden, was vorher angesagt war. Für dieses spezielle Projekt, bei dem es sich um mehr als die üblichen 5 – 10 Thermostate dreht, war dann ein echter Deep Dive angesagt. Nach unzähligen Mails und anfänglich sehr vielen in Frage kommenden Produkten, hat sich am Ende doch ein relativ überschaubarer Lösungskorridor ergeben.
In den folgenden Abschnitten beschreibe ich meine subjektive Bewertung anhand der Kundenvorgaben, die ich hatte.
Die Vorgaben
- Zentrale Steuerung per App.
- Nach Möglichkeit keine Beschränkung, was Anzahl der verwaltbaren Geräte angeht.
- Mit Kindersicherung (kein versehentliches Verstellen).
- Geöffnete Fenster im Raum führen zu Abschaltung des Heizkörpers.
- Gebäudeübergreifende Nutzung (WLAN ist vorhanden).
- Heizkörper sind teilweise in Nischen verbaut. Optimalerweise passen die Thermostate dort mit hinein.
Meine Kandidaten
Aus Vorprojekten und natürlich auch aus Testberichten und anderen Kanälen habe ich mir eine Liste möglicher Kandidaten zusammengestellt, die ich dann gegen die Vorgaben geprüft habe.
Bezeichnung | Hersteller | Einzelpreis (Hersteller) | Maße | WLAN | Funk | Funk- Standard | Max Anz. Geräte | Kindersicherung | erkennt offene Fenster | Sprach- steuerung | Weitere Hardware nötig |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Heizkörper-Thermostat II | Bosch | 79,95 EUR | 51 × 51 × 87 mm | / | ja | ZigBee 3.0 | / | ja | Zusatzprodukt erforderlich | Alexa, Google, Homekit | ja |
Heizkörper-Thermostat | Bosch | 65,00 EUR* | 48 × 57 × 103 mm | / | ja | proprietär | 100 | ja | Zusatzprodukt erforderlich | Alexa, Google, Homekit | ja |
Shelly TRV | Shelly | 79,08 EUR | 53 × 62 × 94 mm | ja | / | / | / | ja | Zusatzprodukt erforderlich | Alexa, Google | nein |
Smartes Heizkörperthermostat | Netatmo | 89,99 EUR | 58 × 58 × 80 mm | / | ja | proprietär | 20 | ? | ja | Alexa, Google, Homekit | ja |
Smartes Heizkörper-Thermostat V3+ Basic | tado | 69,99 EUR | 52 × 52 × 78 mm | / | ja | proprietär | 25 | ja | ja | Alexa, Google, Homekit | ja |
Smartes Heizkörper- Thermostat V3+ | tado | 89,99 EUR | 52 × 52 × 78 mm | / | ja | proprietär | 25 | ja | ja | Alexa, Google, Homekit | ja |
FRITZ!DECT 302 | AVM | 99,00 EUR | 51 × 51 × 93 mm | / | ja | DECT | 12 | ja | ja | ? | nein |
Der Bosch Thermostat der ersten Generation ist noch ab und an in Regalen zu sehen, aber eigentlich ist das schon Schnee von gestern- Bosch bietet ihn auf der Website auch nicht mehr zum Verkauf an.
Was ich im Vorfeld nicht gedacht hätte: Mehr als 25 Geräte – meist hat man nicht nur Heizungsthermostate, sondern auch noch Tür-/Fenstersensoren, Raumthermostate und andere Dinge im gleichen Haushalt – sind von den meisten Lösungen nicht mehr zu bewältigen.
Einige der Module bieten eine integrierte Erkennung für offene Fenster an. Die funktioniert allerdings in den meisten Fällen nur eingeschränkt. Ist der Heizkörper etwas weiter vom Fenster entfernt, dauert es in der Regel ein paar Minuten, bis die Temperatur so weit abfällt, dass die Erkennung anspricht. Von daher ist eine Lösung mit Fenstersensoren zuverlässiger, aber natürlich auch teurer.
Aber selbst dann ist man nicht auf der sicheren Seite.
Shelly z.B. funktioniert so, dass die Fenster-Sensoren den Status an einen oder mehrere Thermostate schicken. Dabei stößt der erste geschlossene Sensor einen „status=closed“ Request an, was dazu führt, dass der TRV wieder heizt, weil er sich nicht merkt, ob und wieviele andere Fenster im Raum noch geöffnet sind.
Beispielkonfigurationen
Die Einzelpreise gehen schon etwas auseinander, wenn man dann ein komplettes System anschaffen will, werden die Unterschiede noch deutlicher. Ich halte mich an die aktuellen Herstellerangaben und versuche, sofern vorhanden, Pakete zu integrieren, die der Hersteller anbietet.
Beispiel: Zehn Heizkörper, zehn Fenster in 5 Räumen
Bosch
Folgende Geräte sind nötig:
- 10x Heizkörper-Thermostat II -> 799,50 EUR
- 10x Tür-/Fensterkontakt II -> Im Dreierset für 119,95 EUR erhältlich, Einzelpreis 42,95 EUR, macht zusammen 402,80 EUR
- 1x Smart Home Controller -> 99,95 EUR
Insgesamt kommt man dabei auf 1.302,25 EUR.
Shelly
Die Konfiguration ist hier ähnlich, allerdings gibt es bessere Bündelpreise und der Controller fällt weg.
- 10x Shelly TRV -> im Viererset für 284,69 EUR und im Zweierset für 150,25 EUR erhältlich, macht dann 719,63 EUR für 10 Exemplare.
- 10x Shelly Door/Window 2 -> im Viererset für 99,86 EUR, im Zweierset für 50,98 EUR erhältlich. Somit kommen wir auf 210,70 EUR
Das macht dann 970,33 EUR, was rund 25% günstiger ist, als die Bosch-Konfiguration. Zu beachten ist hier, dass man genügend freie IP-Adressen im lokalen Netz verfügbar haben muss.
Schaut man sich das Shelly Support Forum an,.stößt man auf einen längeren Thread, der Probleme bei dieser Produktkombination beschreibt, die Stand heute noch existieren. Nimmt man dann noch die Problematik mit der „falschen“ Erkennung hinzu, ist diese Konfiguration keine Option mehr.
Netatmo
Netatmo verzichtet komplett auf Fenster-Sensoren und schließt anhand eines gemessenen Temperaturabfalls auf offene Fenster und / oder Türen. D.h. die Reaktion erfolgt immer verzögert. Je weiter der Thermostat vom Fenster entfernt ist, desto länger wird es dauern, bis der Temperaturunterschied dort messbar ist.
Netatmo bietet Vergünstigungen bei Dreier- und Sechsersets an. Somit kommen wir auf folgende Kalkulation:
- Smarte Heizkörperthermostate Starterpaket (Verbindungsmodul + 2 Thermostate) -> 199,99 EUR
- 8 zusätzliche Thermostate -> Sechserset 480,01 EUR und zwei Einzelthermostate für je 89,99 EUR, also 659,99 EUR
Insgesamt sind wir dann bei 859,98 EUR.
tado
Auch hier wird ohne Fenstersensoren gearbeitet. Für zehn Thermostate liegt man mit dieser Konstellation am günstigsten:
- Smartes Heizkörper-Thermostat – Starter Kit V3+ (Internet Bridge und ein Thermostat) -> 149,99 EUR
- 9 zusätzliche Thermostate – Viererset 319,99 EUR (x2) und ein Einzelthermostat für 89,99 EUR -> 729,97 EUR
Am Ende sind wir dann bei 879,96 EUR.
Fazit
Bosch liegt preislich deutlich über den anderen Produkten, ist aber als einzige Lösung in der Lage, mehrere Fenstersensoren und Thermostate zu einem Raum zusammenzufassen und so zuverlässig die Heizkörper zu drosseln.
Der Vorteil der WLAN-Fähigkeit bei Shelly wiegt die Probleme bei der Zuverlässigkeit nicht auf – zumindest nicht für mich. Dazu kommt die Thematik, wenn man mehrere Fenster pro Raum hat.
Netatmo und tado sind beide günstig und kommen ohne Fenstersensoren aus, bringen aber die Messverzögerung beim Temperaturabfall mit und haben eine Begrenzung auf 20 bzw. 25 Geräte.
AVM kommt wegen DECT nicht in Frage.
Da wir eine etwas größere Installation von mehr als 30 Geräten aufsetzen müssen, bleibt am Ende nur noch Bosch. Um die Reichweite des Funknetzes zu vergrößern, kann man bei Bedarf auf den „Zwischenstecker kompakt“ für 44,95 EUR zurückgreifen, der nicht nur ein smarter Stecker, sondern auch ein Funk-Repeater ist.